Toxin / Stoffklasse | Vorkommen | Funktion für den Erzeuger | Wirkungsweise |
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Botulinus-Toxin Typ A / Zink-Metalloprotease | Verschiedene Bakterien der Gattung Clostridium (z.B. C. botulinum).
Botulinismus bei Vergiftung mit verdorbenem Fleisch. | Chemische Kriegsführung: Konkurrenzvorteile durch das Verdrängen von Nahrungskonkurrenten. | Hemmung der Sekretion des Neurotransmitters Acetylcholin (ACh) durch Hydrolyse des SNAP-25 Proteins der
präsynaptischen Membran. |
Tetanus-Toxin C Fragment / Zink-Metalloprotease | Verschiedene Bakterien der Gattung Clostridium (z.B. C. tetani).
Wundstarrkrampf. | Chemische Kriegsführung: Konkurrenzvorteile durch das Verdrängen von Nahrungskonkurrenten. | Hemmung der Sekretion des Neurotransmitters Acetylcholin durch Hydrolyse von Synaptobrevin-2
(Vesikelprotein). |
Curare / Indol-Alkaloid (Tryptophan-Derivat) | Pfeilgifte südamerikanischer Ureinwohner. Gemische von Pflanzentoxinen gewonnen aus Curarea bzw.
Strychnos toxifera (Loganiaceae) oder verschiedenen Chondrodendron-Arten
(Mondsamengewächse, Menispermaceae). Hauptwirkstoff des Chondrodendron-Tubocurare ist das (+)-Tubocurarin. | Fraßschutz | Verhindert das Öffnen der Kanäle im nicotinischen Acetylcholin-Rezeptor der motorischen Endplatte. |
α-Bungaro-Toxin / Protein (Phospholipase) | Schlangengifte der Bungarus-Arten, z.B. der gebänderte Krait (Bungarus
multicinctus). | Beuteerwerb | Bindet an den nicotinischen Acetylcholin-Rezeptor (Muskeln) und verhindert das Öffnen des
ACh-Rezeptor-Kanals. |
Saxitoxin / Perhydropurin-Derivat | Algenblüten (z.B. Rote Flut). Ausgelöst von verschiedenen Dinoflagellaten, u.a. Alexandrium
tamarense, Gymnodinium catenatum und Pyrodinium bahamense. Angereichert
in filtrierenden Tieren wie z.B. Muscheln. | Chemische Kriegsführung: Konkurrenzvorteile durch das Verdrängen von Nahrungskonkurrenten. | Mit Ausnahme von Proteinen ist Saxitoxin die giftigste bekannte Substanz. Bindet an spannungsabhängige
Na+-Kanäle und unterbindet den Ein-/ oder Ausstrom von
Na+. |
Tetrodotoxin / Alkaloid | Bakterien im Gewebe von Kugelfischen der Ordnung Tetraodontiformes sowie anderen Tieren. | Schutz vor Fressfeinden | Bindet an spannungsabhängige Na+-Kanäle und unterbindet den Ein- oder Ausstrom von
Na+. |
Nervengase / Organophosphor-Verbindungen hoher Toxizität | Chemische Kampfstoffe: Tabun (GA), Sarin (GB), Soman (GD) oder das Nervengift VX | kein natürliches Vorkommen | Hemmt die Wirkung der -Esterase. Dadurch kann der Transmitter ACh nach der Übertragung eines Reizes auf den Muskel nicht abgebaut werden
und es kommt zu einer Dauerkontraktion (Krampf). |
Strychnin / Alkaloid | Aus dem indo-malaiischen Baum Strychnos nux vomica bzw. anderen Strychnos-Arten
(Loganiaceae) gewonnen. Wurde früher oft als Rattengift eingesetzt. Das Calebassen-Curare enthält als wirksame
Alkaloide Strychnin-Derivate. | Schutz vor Fressfeinden | Blockiert Glycin-Rezeptoren im Rückenmark. Dadurch wird die inhibitorische Neurotransmission
unterbrochen. |
Nicotin / Alkaloid | Verschiedene Nicotiana-Arten, v.a. N. tabacum. | Schutz vor Fressfeinden | Agonist des nicotinischen Acetylcholin-Rezeptors (nAChR). Nicotin bindet etwa doppelt so stark an den nAChR's wie der
normale physiologische Agonist Acetylcholin. |
Conotoxine / Polypeptide mit vielen Disulfid-Brücken | Giftpfeile mariner Kegelschnecken der Gattung Conus. | Beuteerwerb | α-Conotoxine: selektive Blockade des AChR; δ-Conotoxine:
Na+-Kanäle; κ-Conotoxine: K+-Kanäle;
μ-Conotoxine: Na+-Kanäle; ω-Conotoxine: selektive Blockade von
Ca2+-Kanälen des Typs N. |
Conantokine / 4-Carboxy-glutaminsäure (GLA)-reiche Peptide; aktive
Konformation stabilisiert durch Metall-Ionen | Giftpfeile mariner Kegelschnecken der Gattung Conus | Beuteerwerb | Conantokine: Hemmung von Glutamat-Rezeptoren. |
Agatoxine / Polypeptid | Spinnen-Toxine der Trichterspinnen (Agelenidae), z.B. Agelenopsis aperta. | Beuteerwerb | z.B. ω-Agatoxin-IVB: selektive Hemmung von Ca2+-Kanälen des Typs P;
ω-Agatoxin-IIIA: selektive Hemmung von Ca2+-Kanälen des Typs L. |
α-Dendrotoxin / Protein: Serin-Proteinasehemmer,
Kunitz-Typ | Schlangengift der grünen Mamba (Dendroaspis angusticeps). | Beuteerwerb | spezifischer Inhibitor spannungsgeregelter schnell aktivierender K+-Kanäle. |
α-Latrotoxin (α-LTX) / Protein (SWISS-Prot Zugangscode:
P23631)
| Spinnen-Gift der schwarzen Witwe. Verschiedene Latrodectus-Arten (Theridiidae). | Beuteerwerb | α-Latrotoxin wirkt auf die Freisetzung von Neurotransmittern ein: mind. 3 funktionale Domänen: 1.
Porenbildung: Ca2+ und andere bivalente Kationen; 2. mit Neurexin (Docking-Protein für
synaptische Vesikel) interagierende Domäne; 3. Domäne wirkt auf Latrophilin, einen G-Protein gekoppelten
Rezeptor. |
Picrotoxin / Sesquiterpen-Dilacton | Indonesische Scheinmyrte Anamirta bzw. Menispermum cocculus. Enthält
Picrotoxinin und Picrotin. | Schutz vor Fressfeinden | Nicht kompetitiver Antagonist am GABA-A-Rezeptor - blockiert den GABA-aktivierten Chlorid-Kanal. |