Pilzgifte und Mykotoxine
Mutterkornalkaloide
Mutterkorn ist die Überwinterungsform des Ascomyceten Claviceps purpurea, der als Pflanzenparasit den Fruchtknoten vieler Gräser infizieren kann. Es entsteht ein Dauermycel mit dem Aussehen eines gekrümmten, schwärzlichen Horns, das Mutterkorn, das aus der Ähre herausragt und die hochgiftigen Mutterkornalkaloide (ca. 30 Verbindungen) enthält. Befallen werden vor allem Getreide wie Roggen, Weizen und Gerste, aber auch Futtergräser und Wildgräser (Infektionsquelle).
Struktur und Wirkung
Alle Mutterkornalkaloide haben Ergolin als Grundgerüst, wobei die Gruppe mit der Lysergsäure als Baustein pharmakologische Wirkung zeigt. Lysergsäure ist mit dem Rauschgift LSD (Lysergsäure-diethylamid) verwandt. LSD wird teilsynthetisch aus Lysergsäure hergestellt und ist eines der stärksten bekannten Halluzinogene. Verbindungen wie Lysergsäure-diethylamid, Psilocin und Psilocybin (Halluzinogene aus Pilzen) stehen dem körpereigenen Serotonin sehr nahe und dienen als Psychopharmaka.
- Abb.1
- Ergolin
- Abb.2
- D-Lysergsäure
- Abb.3
- Lysergsäure-diethylamid
- Abb.4
- Mutterkorn (Claviceps purpurea)
- Hinweis
- Der Gehalt dieser Gifte in Mutterkorn liegt durchschnittlich bei 0,2 % bis zu 1 % der Trockenmasse. Wegen der unterschiedlichen Wirkung einzelner Mutterkornalkaloide werden diese Substanzen auch biotechnologisch gewonnen und in der Medizin, z.B. als Wehenmittel, eingesetzt. Die Anzeichen einer akuten Mutterkornvergiftung sind Übelkeit, Kopfschmerzen, Krämpfe, Gefühllosigkeit in Armen und Beinen, Gebärmutterkontraktionen und Fruchtabgänge. Bei Tieren treten ähnliche Mutterkornvergiftungen auf.