Einführung in die Kinetik I (Reaktionskinetik)
Reaktionskinetik
In der Chemie versteht man unter der Kinetik die Lehre von den Geschwindigkeiten der Reaktionen. Sie beschäftigt sich mit dem zeitlichen Ablauf der Einstellung eines Gleichgewichtszustandes. Dieser zeitliche Ablauf hängt von äußeren Faktoren wie z.B. dem Druck, der Temperatur und von eventuell anwesenden Katalysatoren ab. In heterogenen bzw. mehrphasigen Systemen (Phase) müssen zusätzlich Diffusion, Lösung, Kondensation, Adsorption usw. berücksichtigt werden.
- Hinweis
- Weil die Thermodynamik nur Zustände (Ausgangs- und Endzustand) betrachtet, erhält man von ihr keine Aussagen über die Geschwindigkeit, mit der Reaktionen ablaufen.
Für die Reaktionen
liegt das Gleichgewicht weit auf der Seite der Reaktionsprodukte. Trotzdem laufen die Reaktionen bei Raumtemperatur mit sehr unterschiedlicher Geschwindigkeit ab. Für die beiden ersten Beispiele beobachtet man in übersehbaren Zeiträumen keine Gleichgewichtseinstellung.
Andere Reaktionen, deren Gleichgewicht auf der Seite der Ausgangsstoffe liegt, laufen hingegen manchmal auch sehr schnell ab:
Die Beispiele zeigen, dass keine unmittelbaren und einfachen Zusammenhänge zwischen der Gleichgewichtslage und Reaktionsgeschwindigkeit oder allgemein zwischen Thermodynamik und Reaktionskinetik bestehen.
Anm.: Eigentlich wird die Lage des chemischen Gleichgewichts durch die Gibbs-Energie (Thermodynamik) und die Reaktionsgeschwindigkeit durch die Aktivierungsenergie (Reaktionskinetik) bestimmt. Bei niedrigen Temperaturen kann der Anteil der Entropie vernachlässigt werden, d.h. Gibbs-Energie und Enthalpie sind dann ungefähr gleich.