SN2 - Nucleophile Substitution zweiter Ordnung
Ablauf der -Reaktion
Bei der -Reaktion nähert sich das Nucleophil von der Rückseite an das Substrat an.
Das nichtbindende π-Orbital des Nucleophils (freies Elektronenpaar) geht dabei eine Wechselwirkung mit dem antibindenden σ*-Orbital der C-Ligand Bindung des Substrats ein.
Mit zunehmender Besetzung des antibindenden Orbitals wird die C-Ligand-Bindung geschwächt. Im gleichen Maße wie die neue Nu-C-Bindung gebildet wird, vergrößert sich die Bindungslänge der C-Ligand-Bindung. Durch die steigende Länge der C-Ligand-Bindung beginnen die anderen Gruppen am C-Atom umzuklappen, wie ein Regenschirm.
Im Übergangszustand ist das zentrale Kohlenstoffatom sp2-hybridisiert und drei verbleibende Substituenten sind planar angeordnet. Die negative Ladung ist auf dem Nucleophil und der Abgangsgruppe lokalisiert. Die Produktbildung erfolgt schließlich durch die vollständige Abspaltung der Abgangsgruppe.
Durch das Umklappen der drei verbleibenden Substituenten im Verlauf der Reaktion kommt es zur Inversion der Konfiguration am zentralen Kohlenstoff (Walden-Umkehr). Handelt es sich bei diesem zentralen Kohlenstoff um ein Chiralitätszentrum und wird von einem der beiden Enantiomeren ausgegangen, so wird ein reines Enantiomer mit der spiegelbildlichen absoluten Konfiguration erhalten. Falls das eingetretene Nucleophil die gleiche Priorität wie die Abgangsgruppe besitzt, entsteht aus einem (R)-Molekül ein (S)-Molekül und umgekehrt. Es ist aber zu beachten, dass bei unterschiedlicher Priorität von Nucleophil und Abgangsgruppe durch die Anwendung der Prioritätsregeln bei der (R/S)- bzw. Cahn-Ingold-Prelog-Nomenklatur (CIP-Nomenklatur) manchmal bei einer -Reaktion aus einer (R)-Verbindung auch wieder ein (R)-Enantiomer entsteht. Auch hier hat sich die absolute Konfiguration umgekehrt, aber durch die andere Priorität des neuen Substituenten bleibt die Benennung erhalten.