Reizaufnahme und -weiterleitung
Rezeptortypen
Sinneszellen (Rezeptoren) übernehmen die entscheidende Aufgabe, den Umweltreiz in die Sprache des Nervensystems zu übersetzen. Während die Stimuli (Reize) verschiedene Energieformen (mechanische, chemische, thermische oder elektomagnetische Energie) darstellen, ist die elektrische Energie die einzige Energieform, in der alle Reize innerhalb des Nervensystems weitergeleitet und verarbeitet werden. Bei Mechanorezeptoren wird eine mechanische Verformung des Gewebes direkt auf die Ionenkanäle übertragen. Daher ist die Amplitude der resultierenden Membranpotenziale direkt proportional zur Stärke der mechanischen Reizung. Im Gegensatz dazu wird der Umweltreiz von Chemo- und Thermorezeptoren bzw. elektomagnetischen Rezeptoren über mehr oder weniger komplexe Kaskaden auf ein intrazelluläres Second-Messenger-System übertragen. Hierbei kann ein schwacher Umweltreiz wie z.B. ein einzelnes Pheromon-Molekül millionenfach verstärkt werden.
- Tab.1
- Sinne, Reizqualitäten und Mechanismus der Umwandlung
Sinnesqualität | Rezeptortyp | adäquater Reiz | Übersetzung des Reizes in elektrische Energie | Potenzialänderung |
---|---|---|---|---|
Tasten | Mechanorezeptor | mechanische Verformung des Gewebes | mechanische Einwirkung auf Kationenkanäle | Depolarisation |
Propriorezeption (Orientierung d. Körpers im Raum - z.B. Muskelspindeln) | Mechanorezeptor | mechanische Verformung des Gewebes | mechanische Einwirkung auf Kationenkanäle | Depolarisation |
Hören | Mechanorezeptor | mechanische Verformung des Gewebes | mechanische Einwirkung auf Kationenkanäle | richtungsabhängig: Depolarisation oder Hyperpolarisation |
Lagesinn | Mechanorezeptor | mechanische Verformung des Gewebes | mechanische Einwirkung auf Kationenkanäle | richtungsabhängig: Depolarisation oder Hyperpolarisation |
Schmerz | Chemorezeptor | Vorhandensein einer bestimmten Substanz in einer bestimmten Konzentration | intrazelluläres Second-Messenger-System | Depolarisation |
Juckreiz | Chemorezeptor | Vorhandensein von Histamin in einer bestimmten Konzentration | intrazelluläres Second-Messenger-System | Depolarisation |
Schmecken | Chemorezeptor | Vorhandensein einer bestimmten Substanz in einer bestimmten Konzentration | intrazelluläres Second-Messenger-System | Depolarisation |
Riechen | Chemorezeptor | Vorhandensein einer bestimmten Substanz in einer bestimmten Konzentration | intrazelluläres Second-Messenger-System | Depolarisation |
Temperatur | Thermorezeptor | Temperaturdifferenz zwischen Körper und Umwelt | Wirkung auf Kationenkanäle | Depolarisation |
Sehen | Elektromagnetischer Rezeptor | Licht | intrazelluläres Second-Messenger-System | Hyperpolarisation |
Damit zwischen verschiedenen Reizqualitäten in verschiedener Stärke unterschieden und differenziell angepasst reagiert werden kann, müssen die Organe der Reizaufnahme bestimmte Bedingungen erfüllen:
- Die spezifische Qualität (Modalität) eines Reizes wird durch selektiv sensible Rezeptortypen wahrgenommen, die ihre Erregung auf spezifischen Nervenbahnen zum zentralen Nervensystem weiterleiten, wo sie meist in ebenso abgegrenzten Zielgebieten verarbeitet werden.
- Die Lokalisation eines Reizes ergibt sich durch die räumliche Position und Größe eines spezifischen Rezeptorfeldes am Körper.
- Die Intensität eines Reizes wird über eine differenzierte Umsetzung der Reizstärke in elektrische Impulse erreicht.
- Schließlich wird der Zeitverlauf eines Stimulus (Timing) in einen spezifischen Zeitverlauf des Signals übersetzt.